Veranstaltung: | Landesparteitag |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Wahl der Landesliste zur Landtagswahl |
Antragsteller*in: | Jasper Balke (KV Lübeck) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.12.2021, 13:48 |
LL 8 JB: Jasper Balke
Selbstvorstellung
Moin ihr Lieben,
mein Name ist Jasper Balke und ich wohne in der Hansestadt Lübeck. Dort studiere ich Humanmedizin an der Universität zu Lübeck und befinde mich gerade in den Vorbereitungen auf mein erstes Staatsexamen im März. Ich bewerbe mich hiermit auf Platz 8 der Landesliste, um gemeinsam mit euch und als Teil der nächsten Landtagsfraktion für eine progressive und evidenzbasierte Gesundheits- und Pflegepolitik bei uns in Schleswig-Holstein einzustehen.
Kurz zu meinem bisherigen politischen Engagement: Ich bin seit knapp zweieinhalb Jahren Co-Vorsitzender unseres Kreisverbandes in Lübeck und arbeite kommunalpolitisch als Teil der erweiterten Bürgerschaftsfraktion und als stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss mit. Auf Landesebene war ich zuletzt als Landessprecher der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein und als Sprecher der LAG Gesundheit aktiv. Außerdem werde ich bei meiner Kandidatur durch meinen Kreisverband Lübeck sowie die GRÜNE JUGEND Schleswig-Holstein mit einem Votum zur Landtagswahl unterstützt. Meine Erfahrungen aus den Parteigremien sowie aus der Kommunal- und Landespolitik möchte ich daher gerne in die Arbeit der nächsten Landtagsfraktion einbringen.
Mein Herzensthema in dem relativ großen Bereich der Gesundheits- und Pflegepolitik ist die Prävention und Vorsorge. Unser bisheriges Gesundheitssystem ist nämlich zu sehr auf die Therapie von Erkrankungen und die Bekämpfung von Symptomen ausgerichtet. Dabei sollte viel mehr der Fokus darauf gelegt werden, die Entstehung von Erkrankungen überhaupt zu verhindern. Ebenso müssen wir Menschen mit chronischen Erkrankungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander ermöglichen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn dafür müssen wir die gesundheitliche Vorsorge als Querschnittsthema begreifen und politisch priorisieren. So sind für mehr gesunde Ernährung, ausreichende körperliche Bewegung oder Drogenprävention (insbesondere der Volksdrogen Alkohol und Rauchen) zum einen Aufklärung und zum anderen konkrete politische Maßnahmen notwendig. Gerade gesundheitliche Aufklärung ist eine Frage der Gerechtigkeit. Denn Studien zeigen ganz klar, dass Menschen aus ärmeren Haushalten und Regionen deutlich weniger Präventionsangebote (z.B. Vorsorgeuntersuchungen) wahrnehmen. Dort ist auch meist das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil weniger stark ausgeprägt. Dies fördert Chancenungleichheiten, denn so hängt der finanzielle und gesundheitliche Status oft direkt miteinander zusammen. Das müssen wir z.B. durch gezielte Infokampagnen, regionale und gesunde Produkte in Schulmensen oder mehr kostenlose Freizeit- und Bewegungsangebote ändern. Vor allem in der frühkindlichen Entwicklung lassen sich so bei Kindern gesundheitliche Erfolge erzielen, die ihr ganzes Leben anhalten.
Häufig erlebe ich jedoch, dass gerade die Kreise und Kommunen Schwierigkeiten haben, Präventionsprojekte zu unterstützen, da eine Gegenfinanzierung meist nicht direkt gegeben ist. Vor allem hierbei müssen wir als Land Schleswig-Holstein tätig werden und finanzielle Unterstützung bieten. Gesundheitsvorsorge und Prävention dürfen nicht aus finanziellen Gründen ausbleiben, denn die langfristigen Versäumniskosten sind meist höher als die der Maßnahme selbst. Jeder Euro bzw. der Aufwand, der in Prävention fließt, zahlt sich hinterher doppelt und dreifach zurück. Dies wird gerade auch bei Versäumnissen beim Klimaschutz oder ganz aktuell auch bei Impfverweigerer*innen deutlich, die nun einen schweren Verlauf auf der Intensivstation riskieren. Als Land haben wir neben der dringend notwendigen Stärkung der Gesundheitsämter, deren Aufgabenbereich u.a. ja die Prävention ist, auch noch viele weitere Möglichkeiten, um zukünftig einen Fokus auf Prävention zu legen. Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, dass wir Prävention und Vorsorge weiterhin als Leitprinzip und Grundsatz unserer Politik begreifen.
Als Flächenland leidet auch unser Schleswig-Holstein seit Jahren unter den schlechten Finanzierungsstrukturen im Gesundheitsbereich und den Versäumnissen der Großen Koalition auf Bundesebene. Der Ampel-Koalitionsvertrag verspricht zwar in einigen Bereichen endlich lang ersehnte Verbesserungen, doch natürlich stehen gerade wir als Land für die Ausgestaltung unserer eigenen flächendeckenden Gesundheitsversorgung in der Verantwortung. Knapp ein Drittel aller Hausärzt*innen in Schleswig-Holstein ist älter als 60 Jahre und geht in absehbarer Zeit in den Ruhestand. Gerade ländliche Regionen laufen daher Gefahr, ohne ambulante Versorgung zurückgelassen zu werden. Deshalb müssen wir jetzt anfangen, durch mehr Medizinstudierendenplätze und eine Stärkung der Allgemeinmedizin in der Lehre für Nachfolger*innen in diesen Regionen zu sorgen. Doch der Personalmangel zeigt sich auch in anderen Bereichen des Systems. So fehlen vielerorts Hebammen für die Geburtshilfe; Schwangerschaftsabbrüche können nicht überall durchgeführt werden und auch die notfallmedizinische Versorgung ist z.B. auf den Inseln vor der Westküste teilweise problematisch. Leider ist auch die psychotherapeutische Versorgung mit oftmals monatelangen Wartezeiten mehr als mangelhaft. Wir brauchen daher eine bessere Zusammenarbeit zwischen ambulanten und stationären Akteur*innen. Diesen Prozess treiben wir Grüne seit Jahren voran, so z.B. durch die Förderung der vielversprechenden Telemedizin. Diese Arbeit möchte ich deshalb gerne fortführen.
Auch werden wir gemeinsam dafür sorgen müssen, dass sich unser Gesundheitswesen an gesellschaftliche Fortschritte und auch den demographischen Wandel anpasst. So brauchen wir ein System, in dem Gendermedizin gefördert, kultursensibel gepflegt und Inklusion nicht nur als Lehrinhalt, sondern auch schon beim Bau und Ausbau der Krankenhäuser priorisiert wird. Ebenso müssen die Bedürfnisse queerer Menschen gehört und berücksichtigt werden. Eine weitere große Rolle werden dabei die wichtigen Themen „Mentale Gesundheit“ und „In Würde alt werden“ spielen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass beide stärker in den gesellschaftlichen Diskurs gerückt und so weiter entstigmatisiert werden. Das Ziel dabei ist es stets, gesellschaftliche Teilhabe so lange wie möglich zu sichern und Menschen nicht alleine zu lassen. Ebenso dürfen wir es nicht zulassen, dass aufgrund des Investitionsstaus Krankenhausstandorte wie z.B. die Imland-Klinik in Eckernförde schließen müssen. Stattdessen sollten wir uns dafür einsetzen, dass diese solide finanziert und durch die Bewilligung von Haushaltsmitteln erhalten bleiben. Ich hoffe, dass darüber hinaus durch eine Reform der Krankenhausfinanzierung auf Bundesebene bald mehr Gelder zur Strukturfinanzierung so schnell wie möglich auch bei unseren Krankenhäusern in Schleswig-Holstein ankommen. Es muss also unser Ziel sein, in ganz Schleswig-Holstein eine qualitativ hochwertige regionale Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das alle Menschen gleichsam auffängt - unabhängig von Herkunft, Kultur, Behinderung, Geschlecht oder Alter.
Um diese qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen, müssen vor allem im Bereich der Lehre Anpassungen vorgenommen werden. So müssen Themen wie z.B. die Gendermedizin oder inklusive Pflege eine größere Rolle spielen und die Teilgebiete Psychologie und Allgemeinmedizin gestärkt werden. Als Medizinstudent an einem großen Gesundheitsstandort kenne ich sowohl die Lehrstrukturen der unterschiedlichen Gesundheitsberufe als auch unser Gesundheitssystem gut. Dadurch habe ich einen kurzen Draht zu den unterschiedlichsten Akteur*innen und Auszubildenden sowie Studierenden. Deswegen weiß ich aus erster Hand, welche Inhalte in der ärztlichen Ausbildung zu kurz kommen, welche Vorteile interprofessionelle Lehre und die Akademisierung der Pflege- und Hebammenausbildungen haben oder weshalb die wenigsten Pflegestudierenden sich für einen Beruf in der Altenpflege entscheiden. Und ich weiß auch, welche unmittelbaren Folgen dies für die Personal- und Versorgungskapazitäten hat. Dieses Wissen werde ich nutzen, um im Dialog mit den beteiligten Akteur*innen die Lehre in Schleswig-Holstein so anzupassen, dass durch attraktivere Strukturen und neue Inhalte die Versorgungsqualität insgesamt gesteigert werden kann. Außerdem kann eine attraktive Ausgestaltung der Lehre eine wesentliche Rolle dabei spielen, um mehr Menschen zu einer Tätigkeit im Gesundheitsbereich zu bewegen. Letzteres ist besonders wichtig, denn viele bestehende und kommende Probleme im Gesundheitswesen lassen sich nicht allein durch strukturelle Änderungen beheben.
Am Ende braucht es nämlich immer auch Menschen, die die gesundheitliche Versorgung praktisch durchführen. Den Personalmangel im Gesundheitssystem müssen wir deshalb durch eine Fachkräfteoffensive beenden. Neben den eben genannten Änderungen an den Ausbildungsstrukturen sind noch weitere Verbesserungen gerade bei den Arbeitsbedingungen in der Kranken- und Altenpflege notwendig. Dazu gehört eine höhere Personaldecke, um Überstunden und Doppelschichten zu vermeiden. Aber auch die Löhne müssen spürbar stark ansteigen, damit das Pflegepersonal endlich eine gerechte Bezahlung für ihre so wichtige Arbeit bekommt. Doch abseits der Arbeitsbedingungen muss den Pflegekräften nach der in der letzten Legislatur gescheiterten Pflegekammer eine Alternative zur Teilhabe an politischen Entscheidungen geboten werden. Ich möchte mich deshalb dafür einsetzen, dass wir uns nicht nur als Anwältin der Pflege begreifen, sondern in der nächsten Legislatur im Dialog mit den Pflegekräften verbindliche politische Partizipationsmöglichkeiten schaffen. Gerade in Anbetracht der Corona-Pandemie sind wir dies den Pflegekräften schuldig.
Zusätzlich dazu gibt es in den Krankenhäusern einige Prozesse, die optimiert werden können, um die Pflegekräfte zeitlich zu entlasten. So müssen teilweise z.B. noch heute pflegerische und ärztliche Handlungen akribisch per Hand dokumentiert werden. Dies kostet wertvolle Zeit und führt zu Fehlern. Die Digitalisierung vieler Prozesse ist daher längst überfällig. Nirgends wird noch so viel gefaxt wie im Deutschen Gesundheitssystem. Damit muss Schluss sein. Wir müssen deshalb die Digitalisierung deutlich vorantreiben, um letztendlich mehr Zeit für wichtigere pflegerische Tätigkeiten freizumachen. Aus Studien wissen wir, dass Patient*innen schneller genesen, wenn sie sich in einem Umfeld aufhalten, in dem sie sich wohlfühlen. Viele Pflegekräfte sehen es deshalb als Selbstverständlichkeit an, ein solches Umfeld so gut wie möglich zu schaffen. Doch die Überlastung, Überarbeitung, der Stress und die Unzufriedenheit über die Umstände machen dies häufig unmöglich. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies sehr demoralisierend ist. Ich möchte deshalb eine starke Stimme aus der Krankenpflege und dem Stationsalltag einbringen, um diesen Umstand zu beenden.
Ihr Lieben, ich möchte gemeinsam mit euch unseren stets klaren politischen Kurs der Wissenschaft und Vernunft in der Corona-Pandemie fortführen, um nicht nur die 4. Welle zu brechen, sondern auch eine 5. oder 6. Welle gänzlich zu verhindern. Lasst uns gesundheitliche Prävention priorisieren und vorausschauend handeln. Und lasst uns beweisen, dass wir aus der Corona-Pandemie gelernt haben und unser Gesundheitssystem in Schleswig-Holstein personell und strukturell so ausstatten, dass es langfristig krisenfest ist.
Dafür möchte ich mich im nächsten Landtag einsetzen und deshalb bitte ich euch um eure Unterstützung und euer Vertrauen.
Liebe Grüße,
Euer Jasper
- Alter:
- 24
- Geschlecht:
- Männlich
- Geburtsort:
- Braunschweig